Die deutsche Solarindustrie erlebt einen herben Rückschlag: Der Schweizer Solarproduzent Meyer Burger hat für seine drei deutschen Tochtergesellschaften Insolvenz angemeldet. Die Nachricht kommt nicht überraschend, aber sie trifft die Branche dennoch mit voller Wucht – und wirft erneut die Frage auf, wie Europas grüne Industrie im internationalen Wettbewerb bestehen kann.
Insolvenzantrag nach langem Ringen
Nach Jahren finanzieller Schwierigkeiten, einem harten Preiskampf mit asiatischen Konkurrenten und dem Rückzug aus der Solarproduktion in den USA, zieht Meyer Burger nun die Notbremse. Betroffen sind insbesondere zwei Standorte in Ostdeutschland:
- Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt): 331 Mitarbeitende in der Solarzellenfertigung
- Hohenstein-Ernstthal (Sachsen): 289 Beschäftigte in Maschinenbau und Technologieentwicklung
Insgesamt sind mehr als 600 Arbeitsplätze in Gefahr. Dennoch soll die Produktion zunächst weiterlaufen – unter Aufsicht eines gerichtlich bestellten Insolvenzverwalters.
Insolvenz – aber nicht das Ende?
Trotz des Insolvenzantrags ist es für die betroffenen Standorte noch kein vollständiger Kahlschlag. Die Löhne der Mitarbeitenden sind über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Und die vorläufigen Insolvenzverwalter arbeiten bereits mit Hochdruck daran, die wirtschaftliche Situation zu analysieren und mögliche Sanierungsoptionen auszuloten.
Eine Investorenlösung gilt als mögliche Perspektive. Anders als bei einem regulären Unternehmensverkauf können potenzielle Käufer die Geschäftsteile nun ohne belastende Altlasten übernehmen – eine Chance für einen Neuanfang?
Internationales Ungleichgewicht setzt Branche unter Druck
Die Probleme bei Meyer Burger sind kein Einzelfall. Die europäische Solarbranche leidet zunehmend unter dem Preisdruck chinesischer Anbieter, deren Solarmodule oftmals günstiger und in größerer Stückzahl produziert werden können. Während Europa versucht, strategische Industrien im Sinne der Energiewende wieder heimisch zu machen, fehlen offenbar die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um diesen Anspruch nachhaltig umzusetzen.
Ein Beispiel: Die nun gestoppte Solarmodulproduktion in Arizona (USA) sollte ursprünglich mit Zellen aus Deutschland beliefert werden. Dass dieses Modell wirtschaftlich scheiterte, ist ein Symptom der derzeitigen Marktverwerfungen.
Lichtblick oder letzte Hoffnung?
Die nun anstehende Restrukturierung im Insolvenzverfahren bietet theoretisch neue Chancen. Investoren könnten einsteigen, um technologische Kompetenzen und industrielle Kapazitäten in Deutschland zu sichern. Gleichzeitig stellt sich aber die Frage, wie viele solcher Rückschläge sich die europäische Energiewirtschaft leisten kann, bevor Know-how und Produktionsstätten endgültig verloren gehen.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob sich für Meyer Burger in Deutschland ein neuer Weg auftut oder ob hier ein weiteres Kapitel im Rückzug der Solarindustrie aus Europa geschrieben wird.